|
Aus der Chronik der Preisrichter-Vereinigung Württemberg und Hohenzollern e.V.
Das Jahr 1895 gilt als Gründungsjahr unseres Landesverbandes, und so ist davon auszugehen, dass schon die damaligen Züchter das Anliegen hatten, ihre Kaninchen bewerten zu lassen. Aus diesem Grunde betätigten sich nach und nach erfahrene Zuchtfreunde mit der Bewertung. Zur Hilfe kam ihnen dabei der vorhandene Standard. Dieser ermöglichte bereits, wenn auch nicht in der heutigen präzisen Form, die Qualität der Kaninchen festzustellen und in Preisen abzustufen.
Dem gebundenen Protokollbuch der Jahre 1955 bis 1979, unserem ältesten urschriftlich vorliegendem Dokument der Zeitgeschichte, ist zu entnehmen, dass die Richterkollegen („Rk.“) Carl Grötzinger und Adolf Heinz bei der Hauptversammlung der Vereinigung am 2. März 1958 in Stuttgart-Zuffenhausen für ihr 50-jähriges Preisrichter-Jubiläum geehrt wurden. Dies belegt, dass die beiden Geehrten seit 1908 als Preisrichter tätig waren. Die zweifelsohne ganz besondere Ehrung nahm der damalige Vorsitzende („Landesobmann“) und bekannte Fachautor Karl Grathwohl vor, dessen Name untrennbar mit dem bis heute mehrfach neu aufgelegten Nachschlagewerk „Kaninchen-Kompass“ verbunden ist.
Da es im Laufe der Jahre immer mehr Kaninchenzuchtvereine gab, wollten die Züchter auch im Bewerten eine feste Ordnung. Es wurde deshalb unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg im Jahre 1919 in Schwenningen eine Vereinigung für Kaninchenpreisrichter gegründet. Die vor allem im südwürttembergischen Raum beheimateten Richterkollegen riefen die Gruppe Schwenningen ins Leben, aus der später die Gruppe 1 Schwarzwald hervorging. Ihr gehörten zunächst 15 Zuchtfreunde an, von denen der heutigen Generation noch einige bekannt sind: Max Samrock, Hans Irion, Paul Schlenker und Reinhard Storz. Der erste Vorsitzende war Wilhelm Lauffer.
Auch im Stuttgarter Raum walteten einige Zuchtfreunde des Preisrichteramtes, doch es kam erst im Jahre 1924 zur Gründung einer Preisrichtersektion, die als Vorläufer unserer Gruppe 2 Stuttgart anzusehen ist. Ihr Vorsitzender war Adolf Heinz. Diese Gründerzeit ist mit Namen verbunden wie Hugo Frech, Jakob Wieland, August Bauer, Gustav Kurz, Gottlob Schock und Eligius Maier.
Wertvolle Hinweise auf die Wurzeln unserer heutigen Gruppe Heilbronn finden sich in der Chronik zum 100-jährigen Bestehen des Landesverbandes Württemberg-Hohenzollern. Dieses mehr als 100 Seiten starke Werk ist eine unerschöpfliche Fundgrube und wurde 1995 mit großer Hingabe und Detailgenauigkeit vom damaligen LV-Schriftführer Ulrich Hartmann zusammengestellt. Und auf Seite 35 dieser Chronik finden wir einen Beitrag zum 75. Geburtstag des Altmeisters Johann Klein aus Heilbronn-Sontheim, erschienen in Ausgabe 15/1931 der Zeitschrift „Der Kaninchenzüchter“, Verlag Dr. F. Poppe, Leipzig. Unterzeichner der historischen Personalie sind die Württembergische Preisrichter-Vereinigung und die Gruppe 3 Unterer Neckargau.
Der Chronik zum 75-jährigen Bestehen des DPV im Jahre 1996 ist zu entnehmen, dass die Württembergische Vereinigung unter Vorsitz von Adolf Heinz, Stuttgart, dem Dachverband zum 1. Februar 1926 einen Bestand von 55 Mitgliedern meldete. Zwischen den Jahren 1924/1925 wurde folglich eine gesamtwürttembergische Vereinigung gegründet. Ihr gehörten die Mitglieder der Gruppe 1 Schwarzwald (ehem. Schwenningen), der Gruppe 2 Stuttgart und der Gruppe 3 Heilbronn (ehem. Unterer Neckargau) an. Weitere Gruppen gab es zu dieser Zeit noch nicht. Und so blieb es bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945.
Bedingt durch die Grenzen der Besatzungszonen konstituierten sich 1946 zunächst die alten Gruppen als eigene Vereinigungen: Vorsitzender der Südwürttembergischen Preisrichter-Vereinigung wurde wieder Wilhelm Lauffer, und die Nordwürttembergische Preisrichter-Vereinigung übernahm ebenfalls wieder Adolf Heinz. Beide Gruppen schlossen sich erst 1952 erneut zur Württembergischen Preisrichter-Vereinigung zusammen und wählten den zuvor erwähnten Kollegen Karl Grathwohl zum ersten Vorsitzenden, Wilhelm Lauffer und Adolf Heinz zu ihren Ehrenvorsitzenden.
Aufgrund der damals schlechten Verkehrsverbindungen und der großen Entfernungen im Verbandsgebiet war es sinnvoll, die Vereinigung in drei weitere Gruppen aufzuteilen. Es kamen hinzu die Gruppe Heilbronn, die Gruppe Göppingen und die Gruppe Ulm-Heidenheim, die heutige Gruppe Ostalb.
Bei der Hauptversammlung 1971 in Uhingen wurde erstmals ein Bestand von 100 Mitgliedern gezählt, davon 63 aktive Preisrichter, 15 Ehrenmitglieder und Passive sowie 13 Hilfsrichter und neun Anwärter. Da die aktiven Kollegen alljährlich 30 bis 40 Bewertungen zu übernehmen hatten, wurde beschlossen, weiterhin für geeigneten Nachwuchs zu werben.
Wegen der großen Mitgliederzahl teilte sich die Gruppe Stuttgart am 20. März 1977 auf. Der südliche Bereich besteht seither als Gruppe Schönbuch. Damit hatte unsere Vereinigung damals insgesamt sechs Gruppen mit 127 Mitgliedern, davon 93 Preisrichter, vier Hilfsrichter, fünf Anwärter, 17 Passive und acht Ehrenmitglieder.
Albert Maute aus Bietigheim-Bissingen wurde bei der Jahreshauptversammlung am 20. März 1960 in Stuttgart-Gaisburg als Nachfolger von Karl Grathwohl zum Vorsitzenden der Vereinigung gewählt. Er hatte dieses Amt bis zum 7. März 1993 inne. Zudem war er von 1974 bis 1990 als Vorsitzender des Deutschen Preisrichter-Verbandes (DPV) tätig. Unser Kollege Albert Maute, eine Lichtgestalt des deutschen Preisrichterwesens, verstarb am 21. August 1994.
Unbedingt erwähnenswert sind an dieser Stelle zwei langjährige Weggefährten von Albert Maute, nämlich PV-Schriftführer Alois Schmid, Ellwangen, und PV-Kassierer Georg Wissinger, Deggingen. Beide übten ihre Ämter mehr als 30 Jahre (!) lang aus, und beide wurden verdientermaßen zu DPV-Ehrenmitgliedern ernannt. Sie erfreuen sich trotz hohen Alters noch heute bester Gesundheit!
Vom 7. März 1993 bis 3. März 2002 folgte dann Erwin Besenfelder, Ravensburg, als PV-Vorsitzender. Als gestandener Jurist wusste er sehr wohl die großen Fußabdrücke von Albert Maute auszufüllen. In seine Amtszeit fiel z.B. der Antrag unserer Vereinigung auf Erhöhung des Preisrichterhonorars auf 50 Euro/Bewertung. Bei seinem Ausscheiden aus dem Amt wurde Erwin Besenfelder unter großem Applaus zum Ehrenvorsitzenden der Vereinigung mit Sitz und Stimme ernannt.
Die Neuwahlen des gesamten PV-Vorstandes bei der Hauptversammlung 2002 in Dauchingen, auf Wunsch des Vorstandes in geheimer Wahl durchgeführt, brachte folgendes Ergebnis:
1. Vorsitzender: Erich Pretz, Eppingen
2. Vorsitzender: Gerd Kern, Kuchen
Kassierer: Rainer Ehmann, Lauchheim
Schulungsleiter: Matthias Wölfl, Walheim
Schriftführer: Dirk Wortmann, Reutlingen
Vorsitzender Erich Pretz, Oberbürgermeister seiner Heimatstadt Eppingen, leitete die Vereinigung mit großer Weitsicht und im modernsten Führungsstil. So führte er den bis dahin völlig unbekannten Dienstposten der Schulungsleiterin für Erzeugnisse ein, um den Mitgliedern endlich eine fundierte Erzeugnisschulung anbieten zu können. Amtsinhaberin Waltraud Lochstampfer füllt diese Funktion noch heute mit großem Eifer und Erfolg aus. Ebenso führte er unsere sogenannten Spezialschulungen ein, bei denen alljährlich ein Vereinigungsmitglied damit beauftragt wird, dem Kollegium seine bzw. ihre Kaninchenrasse im Detail vorzustellen. Erich Pretz wurde 2012 zum DPV-Ehrenmitglied ernannt. Er verstarb am 14.10.2018 im Alter von 77 Jahren.
Nachdem Erich Pretz ab 2011 durch eine schwere Krankheit ganz plötzlich nicht mehr zur Ausübung seines Amtes fähig war, ließ sich Bruno Rückgauer aus Ravensburg, damals Vorsitzender der Gruppe Schwarzwald, auch in der Vereinigung in die Pflicht nehmen und übernahm das Amt des PV-Vorsitzenden. Hier brachte er sich an vorderster Front bei der Ausarbeitung einer neuen PV-Satzung ein. Seit dem 4. März 2012 tragen wir ganz offiziell den Namen „Preisrichter-Vereinigung Württemberg und Hohenzollern für Rassekaninchenzucht e.V.“. Am 30. September 2014 verstarb unser Preisrichterkollege Bruno Rückgauer.
Bei den Neuwahlen am 2. März 2014 wurde Gerd Kern, der bisherige stellvertretende Vorsitzende und seit dem Ableben von Matthias Wölfl im Dezember 2004 zeitgleich als Schulungsleiter tätig, zum Vorsitzenden der Vereinigung gewählt. Als 2. Vorsitzender folgte ihm Franz Rettich, während Andreas Todter, das Amt des Schulungsleiters übernahm und Hubert Müller zum Kassierer gewählt wurde.
Aus den alten Zeiten wären unzählige interessante Begebenheiten zu erwähnen. So finden wir in der zuvor genannten Chronik des Landesverbandes zum Beispiel eine aufschlussreiche Urkunde aus dem Jahre 1902. Bei der damaligen gemeinsamen Ausstellung der Kaninchen-, Geflügel- und Vogelfreunde Bissingen erhielt ein Englischer Widder einen ersten Preis. Die Urkunde nennt sich „Diplom“ und ist neben dem Vorstand als Ausstellungsleiter auch von einem Preisrichter unterzeichnet. Ein Beweis dafür, dass sich die Kollegen damals schon diese Bezeichnung zugelegt hatten.
Aus der Nachkriegszeit verdient Erwähnung, dass im Januar 1948 sowohl in Nord-Württemberg als auch in Süd-Württemberg separate Landesschauen vorgesehen waren. Die Schau in Nord-Württemberg fiel aus, wegen der katastrophalen Futterlage und der weithin bestehenden Schwierigkeiten der Stromversorgung sowie der Transportbeschränkungen. Im Gegensatz dazu fand die Ausstellung in Süd-Württemberg am 17. und 18. Januar 1948 in Albstadt-Tailfingen statt und war mit genau 666 Kaninchen beschickt. Es wurde nach dem System „gleiche Punkte, gleicher Preis“ bewertet. Sieben Preisrichter waren auf dieser ersten Landesschau nach dem Kriege tätig, mit zum Teil äußerst umfangreichen Bewertungsaufträgen, wie der Katalog ausweist. Für den Zuchtfreund und Preisrichterkollegen Ernst Schneider aus Tailfingen galt es 171 Tiere zu bewerten. Weiter waren tätig: Wilhelm Lauffer aus Schwenningen als Obmann, Max Samrock aus Schwenningen, Jakob Maute aus Tailfingen, Richterkollege Ott aus Hundersingen und Hans Jordan aus Meckenbeuren.
Preisrichterobmann Adolf Heinz von der Vereinigung Nord-Württemberg erklärte anlässlich der Jahreshauptversammlung 1948: „Zum Preisrichter muss man geboren sein!“ Er bat deshalb die intelligenten Züchter, sich für diese Laufbahn herzugeben...
Der PV-Vorstand nach den Ergänzungswahlen bei der Hauptversammlung am 6. März 2022 in Unterensingen setzt sich wie folgt zusammen:
1. Vorsitzender: Gerd Kern, Kuchen
2. Vorsitzender und Schulungsleiter für Exponate: Attila Cala, Schwaigern
Kassierer: Hubert Müller, Bobingen
Schulungsleiter: Andreas Todter, Owen/Teck
Schriftführer: Dirk Wortmann, Reutlingen
Als Gruppenvorsitzende fungieren die Kollegen Gerhard Zimmermann, Hohentengen (Gr. 1 Schwarzwald); Hans-Peter Mack, Korb (Gr. 2 Stuttgart); Stefan Huber, Reutlingen (Gr. 3 Schönbuch); Frank Britsch, Langenbrettach (Gr. 4 Heilbronn); Dieter Eisele, Unterensingen (Gr. 5 Göppingen), und Rolf Schmidt, Langenau (Gr. 6 Ostalb).
Möge unsere gemeinsame Passion noch lange weiterleben!
Dirk Wortmann, Schriftführer
|
|